JMD & MBE Aktionswoche: Kurzgeschichten für Kinder – Geschichte 1

Lorean Löwes glänzende Mähne

Lorean Löwe ist schon sehr aufgeregt. Er ist froh, dass sein Freund Badu Büffel bei ihm ist.  Die beiden laufen nebeneinander einen langen Weg entlang.

Lorean Löwe kommt gerade aus der Schule. Er fühlt sich sehr gestresst, weil bald die Abschlussprüfungen anstehen. Eigentlich müsste er zuhause sein und lernen. Aber er kann sich sowieso nicht konzentrieren. Er macht sich große Sorgen um seine Bewerbung. 

Dabei will er doch unbedingt Friseur werden! Schon als er noch ein kleiner Löwe war, hat er gerne die anderen Tiere frisiert. Vor allem die anderen Löwen, aber auch die Nashörner, die Giraffen und die Büffel. 

Nachdenklich schaut er zu seinem Freund Badu Büffel auf. Er ist größer als Lorean und sein schwarzes Fell glänzt in der Sonne. 

„Weißt du, Badu“, fängt Lorean an zu erzählen, „ich mache mir große Sorgen um meine Bewerbung. Außerdem habe ich Angst, dass ich die Prüfungen nicht bestehe.“

Badu Büffel lächelt Lorean Löwe zu. „Das kann ich gut verstehen, schließlich ist es manchmal schwer, alles zu verstehen“, antwortet Badu. Seine Sprache klingt noch ein wenig anders als die von Lorean. 

Lorean Löwe nickt. Als die beiden den Weg entlanglaufen, schaut er sich nachdenklich um. Da entdeckt er den Friseurladen, bei dem er sich bewerben möchte. Sofort strahlt Lorean Löwe. Er weiß noch genau, wie er zum ersten Mal zu diesem Friseur gegangen ist. Da war er gerade ein paar Wochen in Deutschland und seine ganze Mähne war zerzaust von der langen Reise und den verschiedenen Orten, an denen er geschlafen hat. Er hat sich nicht gut gefühlt und hatte immer Angst. Alles war so neu, und er wusste noch gar nicht, wie in Deutschland alles funktioniert. Als er dann einige Zeit hier war, konnte er sich endlich einen Haarschnitt leisten. Der Friseurladen sah hell und freundlich aus, und als er durch die Türe ging, fühlte er sich sofort wohl. Auch, wenn er damals noch nicht gut sprechen konnte, haben die Friseurinnen und Friseure sich viel Zeit genommen und ihm zuerst die Mähne gewaschen, geschnitten und dann noch geföhnt. Alle waren sehr nett und keiner hat ihn ausgelacht, obwohl er noch nicht so gut sprechen konnte. Auch die anderen Tiere, die sich die Haare schneiden ließen, sahen zufrieden und fröhlich aus. Er erinnert sich noch daran, wie schön ein kleiner Fuchs mit einer neuen Haarfarbe ausgesehen hat. 

Er weiß noch, wie sehr er gestaunt hat, als das Reh, das ihm die Haare geschnitten hat, ihm seine neue Frisur im Spiegel gezeigt hat! So glänzend war seine Mähne schon seit langer Zeit nicht mehr gewesen. Das war der Moment, in dem er beschloss, dass er das auch lernen wollte. 

Er hat sich in der Schule sehr angestrengt, damit er viel lernt und sich später in dem Friseurladen bewerben kann. Und jetzt, als es endlich soweit ist, ist er sehr aufgeregt. Lorean Löwe hat große Angst, etwas falsch zu machen. Er hat einen Lebenslauf und ein Anschreiben für eine Ausbildung zum Friseur geschrieben, aber er ist nicht sicher, ob das alles richtig ist. Zum Glück hat Badu Büffel ihm erzählt, dass er heute einen Termin bei der Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte bei der AWO hat. Als Lorean gefragt hat, ob er mitkommen kann, meinte Badu: „Du kannst einen Termin beim Jugendmigrationsdienst ausmachen, weil du noch jünger als 27 Jahre alt bist. Gerade das Thema Ausbildung ist dort genau richtig.“ 

Also hat Lorean einen Termin beim Jugendmigrationsdienst vereinbart und kann sogar zum selben Zeitpunkt wie Badu Büffel dort hingehen. 

Er ist schon gespannt, ob sie ihm noch ein paar Tipps geben können, wie er seine Bewerbung vielleicht noch verbessern kann. 

„Hier ist es“, erklärt Badu irgendwann, als die beiden in eine große Straße einbiegen. Auf dem Pflaster vor der Eingangstür steht groß „AWO“. Als Badu Büffel die Tür aufschwingt, staunt Lorean. Da steht „Willkommen“ auf der Sprache, die er als kleiner Löwe gelernt hat! Sofort fühlt er sich wohl, aber er ist trotzdem aufgeregt. Vor ihm sind zwei Türen, von der sich eine sofort öffnet.

„Hallo, Herr Büffel! Kommen Sie herein!“, ruft ein ziemlich großes Reh, das jetzt in der Türe steht. Badu Büffel steht auf und sieht noch einmal lächelnd zu Lorean Löwe. 

„Keine Sorge, du kommst auch gleich an die Reihe. Viel Erfolg und bis nachher!“, winkt Badu ihm zu und folgt dem Reh in den Beratungsraum. Lorean hat nicht lange Zeit, sich den Wartebereich anzusehen, da geht die andere Türe auf und ein Dachs steht darin. 

„Du musst Lorean Löwe sein! Ist es okay, wenn ich ‚Du‘ sage? Ich bin Dennis Dachs. Komm herein!“, sagt der Dachs fröhlich. Lorean nickt und ist ein bisschen erleichtert, als er in einen großen Raum kommt und sich auf einen der Stühle setzt. Das Zimmer ist hell und freundlich. Dennis Dachs setzt sich neben ihn. 

„Du bist heute zum ersten Mal hier, oder? Ich brauche hier ein paar Infos von dir für unsere Unterlagen, bevor wir deine Bewerbung anschauen“, sagt Dennis Dachs lächelnd. Lorean Löwe kann gar nicht anders, als auch zu lächeln. Er kann alle Fragen gut beantworten und freut sich, als Dennis Dachs ihn schließlich fragt, ob er schon eine Bewerbung geschrieben hat. Gemeinsam sehen die beiden die Unterlagen durch. Dennis Dachs gibt ein paar Anmerkungen, was man noch ändern könnte. „Du hast dir wirklich große Mühe gegeben! Schicke deine Bewerbung am besten bald ab!“, lobt Dennis Dachs. Die beiden unterhalten sich noch eine Weile darüber, was eine Ausbildung bedeutet und was noch alles auf Lorean zukommen könnte. 

Als sich Lorean Löwe und Dennis Dachs verabschieden, hat Lorean ein ganz leichtes Gefühl im Bauch. Er freut sich, dass alles so geklappt hat, und hat jetzt auch den Mut, die Bewerbung an den Friseursalon abzuschicken. Dann kann er sich später bestimmt auch gut auf das Lernen konzentrieren.