VRmobil-Spende stärkt Mobilität der AWO Heidenheim
Die AWO Heidenheim freut sich über eine großzügige…
Die Schwangerenberatungsstelle der AWO Heidenheim veranstaltete kürzlich ein regionales Netzwerktreffen zum Thema Vertrauliche Geburt. Als zentrale Anlaufstelle für die betroffenen, schwangeren Frauen und für die Steuerung des Verfahrens zur vertraulichen Geburt sind vom Gesetz die Schwangerschaftsberatungsstellen vorgesehen. Sie genießen das Vertrauen der Rat suchenden Frauen und halten die Fäden in der Hand. Gleichzeitig baut das Gesetz auf die Zusammenarbeit aller beteiligten Partner, angefangen vom Klinikum über die Adoptionsvermittlungsstelle, dem Jugendamt, dem Standesamt, dem Familiengericht, den Hebammen, den Gynäkolog*innen als auch den Frühen Hilfen bis zum Rettungsdienst. Deshalb freute sich die Schwangerenberatungsstelle der AWO besonders, Vertreter*innen aus fast allen zuvor genannten Bereichen im AWO-Haus am Waldbad begrüßen zu können.
Als Referentin gab Fr. Margarita Straub von der Ulmer Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen und Familienplanung zunächst einen Überblick über das Gesetz zum Ausbau der Hilfen für Schwangere und zur Regelung der vertraulichen Geburt, welches seit 1. Mai 2014 umgesetzt wird. Die Regelungen ermöglichen es einer schwangeren Frau, ihr Kind in einer Klinik oder bei einer Hebamme sicher zur Welt zu bringen und gleichzeitig anonym zu bleiben. Die Schwangere offenbart ihre Identität allein der Beraterin der Schwangerenberatung gegenüber mit Namen und persönlichen Daten. Diese Daten werden dann von der Beraterin in einem Herkunftsnachweis erfasst und anschließend im verschlossenen Umschlag mit Pseudonym in Köln im Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) aufbewahrt. Dadurch wird das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Abstammung gesichert. Da allgemein bekannt ist, dass für eine gesunde Entwicklung eines Menschen wichtig ist, seine Herkunft zu kennen, hat das Kind dadurch das Recht nach 16 Jahren die persönlichen Daten von der Mutter beim BAFzA einzusehen. Sollte die Offenlegung der Daten nach 16 Jahren die Mutter gefährden, wird diese auch über diese Frist hinaus geschützt.
Fr. Straub erläuterte die Evaluation, die mit der Einführung der Möglichkeit der Vertraulichen Geburt in den Jahren 2014 bis 2017 durchgeführt wurde. Diese zeigte einen großen Bedarf an anonymer Beratung bzw. an der Durchführung von der Vertraulichen Geburt. Demnach fanden deutschlandweit 2249 Beratungen zum Thema vertrauliche Geburt statt. Im Zeitraum von Mai 2014 bis April 2019 wurden deutschlandweit insgesamt 570 vertrauliche Geburten durchgeführt. In Baden-Württemberg fanden seit 2014 insgesamt 80 vertrauliche Geburten statt. Allein von der AWO Schwangerenberatungsstelle in Heidenheim wurden 5 vertrauliche Geburten mit Herkunftsnachweis durchgeführt. In einem Fall kam es zu einer Aufgabe der Anonymität durch die Mutter und infolgedessen zu einer Rücknahme der Vertraulichen Geburt.
Der anschließende offene Austausch über die vergangenen Fälle machte allen Beteiligten deutlich wie unterschiedlich die jeweiligen Situationen der Frauen waren, aber auch die Motive für die Wahl einer vertraulichen Geburt. Die Berater*innen der Schwangerenberatungsstelle betonten jedoch, dass allen Fällen gemein ist, dass sich alle Frauen in sehr schwierigen Lebenssituation befanden und behutsame psychosoziale Beratung notwendig war. Teilweise wurden die Frauen bereits in der Schwangerschaft beraten und auf die Möglichkeit der Vertraulichen Geburt hingewiesen und teilweise wurden die Berater*innen erst nach anonymer Entbindung vom Klinikum hinzugezogen. In dem Netzwerktreffen wurde erneut die psychische Belastung für alle Beteiligten im Verfahren einer Vertraulichen Geburt thematisiert, sei es bei den Hebammen, Ärzt* innen und Pflegepersonal im Klinikum, den Mitarbeiter*innen der Beratungs- bzw. Adoptionsvermittlungsstellen und evtl. bereits auch bei den Adoptionswilligen. Aus diesem Grund wurde von allen Beteiligten eine weitere enge Vernetzung und anschließende Aufarbeitung der jeweiligen Fälle gewünscht.
Zudem wurde das Anliegen geäußert, die Möglichkeit der Vertraulichen Geburt bekannter zu machen, damit alle Frauen, die ihre Schwangerschaft aus welchem Grund auch immer verheimlichen, konkret erreicht werden. Zu diesem Zweck hat das Bundesministerium ein bundesweites Hilfetelefon unter der Nummer 0800 40 40 020 eingerichtet um Frauen zunächst ohne persönliche Kontaktaufnahme und vollkommen anonym die ersten Hilfestellungen von professionellen Berater*innen zu geben. Dieses Hilfetelefon, das in 19 Sprachen zur Verfügung steht, hat zudem eine Lotsenfunktion und informiert über örtliche Schwangerschaftsberatungsstellen und Kliniken. Anonyme Beratungen per mail und im online-chat können auch unter hilfetelefon-schwangere.de in Anspruch genommen werden.
Abschließend bedankte sich das Team der Schwangerenberatungsstelle herzlich bei allen Anwesenden für ihr Kommen und die bisherige gute Kooperation. Ein besonderer Dank ging an Frau Straub für ihre Informationen und den Einblick zum aktuellen Stand der Vertraulichen Geburt.